Ein Kistenbratl zu essen ist ein Erlebnis
Die Idee des Kistenbratl ist nicht unbedingt neu. Bereits sehr früh haben die Menschen entdeckt, dass man Fleisch und Kartoffel eingraben kann und dann darauf ein Feuer anzünden. Das eingegrabene Grillgut wird dann mit Oberhitze gegart. Später wurden dann die Grillstücke in ein Loch in der Erde gelegt und dieses Loch mit einer Steinplatte abgedeckt. Auf diesem Stein wurde dann das Feuer entfacht.
Viele werden sich nun erinnern, wie sie als Kinder Kartoffeln unter einem Lagerfeuer gegart haben. Das Prinzip ist wohl immer dasselbe und wird beim Kistenbratl perfektioniert. Das Fleisch kommt in eine Kiste, auf den Deckel der Kiste kommt das Feuer. Dadurch wird der Braten schonend bei Oberhitze gegart.
Kiste für Kistenbratl
Die Kiste, in der das Bratl (Braten) später gegart wird, ist eine einfache Holzkiste, welche aus hygienischen Gründen innen mit Edelstahl ausgekleidet wird. Das Erleichtert nicht nur die Reinigung der Kiste, sondern schützt das Holz vor Feuchtigkeit und Schmutz.
Bewährt hat sich auch, dass im Inneren der Kiste eine Art Rost ist, auf dem später das Fleisch liegt, um es einfach herausnehmen zu können. Unter dem Rost wird gewöhnlich eine Metalltasse platziert, um den Bratensaft bzw. das herausgebratene Fett auffangen zu können. Diese Schale eignet sich auch, um Gemüse oder andere Beilagen zu garen.
Auf die Kiste wird ein Metallrahmen oder Korb gestellt, in dem das Feuer entfacht wird.
Kistenbratl Anleitung
In einer Metallwanne (Metallrahmen, Korb, oder ähnlichem) wird ein Feuer mit Holz oder Grillbriketts entfacht. Holz ist natürlich das größere Abenteuer, aber mit einem Holzfeuer ist es ungleich schwerer, die Temperatur konstant zu halten. Das ist die sogenannte Hoaz. (Der Begriff kommt von heizen)
In die eigentliche Kiste (daher auch der Name Kistenbratl) kommen ganz unten die Beilagen (Kartoffel, Gemüse, usw.) in eine Art Metallpfanne. Darüber, aber immer noch innerhalb der Kiste, kommt der Rost, auf den der Braten gelegt wird. So kann später der Bratensaft durch den Rost abtropfen und landet im Gemüse bzw. auf den Kartoffeln.
Nun wird die Metallwanne mit dem brennenden Holz, oder den glühenden Grillbriketts auf die Kiste mit dem Bratl gestellt und das Kistenbratl wird schonend bei „Oberhitze“ gegart. Wichtig ist, dass der Braten immer unter dem Feuer ist, andernfalls würde das Kistenbratl sofort anbrennen.
Manche heizen die Kiste, ähnlich einem Backrohr, etwas vor. Dann geht das eigentliche Garen später schneller. Beim Vorheizen gilt die Regel, so viel Temperatur wie möglich. Später sollte die Temperatur dann um die 100 Grad haben. Ein Thermometer an der Kiste ist hier von Vorteil.
Je nach Größe des Bratens dauert dieser Grillvorgang nun einige Zeit. Auf unserem Bild, welches übrigens bei einem Polterabend entstanden ist, dauert der Grillvorgang vom Kistenbratl ca. 5 Stunden. In dieser Zeit haben wir den Braten 4 mal gewendet und einmal etwas Suppe nachgegossen, damit ein leckerer Bratensaft entsteht. Ein Teil der Suppe verdunstet natürlich. Das macht den Braten aber zusätzlich saftig.
Wer gerne eine knusprige Kruste am Braten hat, sollte den ca. eine halbe Stunde vor dem fertig werden mit einem Gemisch aus Öl und Honig einstreichen.
Während dieser Zeit muss immer ein gleichmäßiges Feuer brennen, welches nicht zu heiß sein darf, aber es sollte auch nicht ausgehen. Diese durchaus mühsame und langwierige Grill-Prozedur macht sich aber schlussendlich bezahlt. Ein Kistenbratl ist äußerst saftig und sehr weich, weil es bei nicht zu hoher Temperatur schonend gegart wurde.
Kistenbratl Beilagen
Durchaus eine Streitfrage sind auch die Beilagen des Kistnbratls. Während konservative Menschen das Stöcklkraut und den Semmelknödel bevorzugen, trauen sich wagemutige Mitmenschen durchaus auch Bratkartoffel zu servieren, welche in der Kiste mitgegrillt wurden. Auch Gemüse aus der Kiste wird gerne serviert. Es passen aber auch kalter Krautsalat, der klassische gemischte Salat oder Serviettenknödel zum Bratl.
Kiste für Kistenbratl selber bauen
Da wir oft darauf angesprochen werden, ob man denn nun so eine Kiste nicht auch selber bauen kann. Durchaus, wer handwerkliches Geschick mitbringt, kann sich an den Bau einer Kiste wagen. Ich habe auch bis jetzt nur selbstgebaute Kisten im Einsatz gesehen und wüsste auch nicht, woher im Handel man eine fertige Kiste gelangen könnte.
Der Aufwand darf aber nicht unterschätzt werden. Ist die Holzkiste selbst schnell aus ein paar Schichtverleimten Platten zusammengefügt, so ist die Auskleidung der Kiste aus Edelstahl schwieriger. Nicht nur der Zuschnitt und das Biegen, sondern auch das Verschweißen der Stöße verlangt schon einiges an Erfahrung.
Kistenbratl – Wie lange dauert es?
Eine genaue Zeitangabe ist schwierig zu machen, weil so viele Faktoren mitspielen. Je nach Größe des Bratens sollte aber mit 5-6 Stunden reiner Garzeit gerechnet werden. Hier zeigt die Erfahrung, ob der Braten fertig ist, wie es mit der Kruste aussieht, usw.
Dazu kommt noch die Vorbereitungszeit, wie das Würzen des Bratens. Eventuelle auch das Füllen des Bratens. Das Anfeuern und das Vorheizen der Kiste.
Kistenbratl – Fleisch, Rezept, würzen
Für das Kistenbratl eignet sich Bauchfleisch, Schopf, oder Karree möglichst im „Ganzen“. Je größer das Stück Fleisch ist, desto besser. Das Fleisch wird klassisch mit Salz, Pfeffer, Knoblauch, Kümmel und etwas Bier oder Most gewürzt. Dazu vermengt man alles und reibt das Fleisch gut damit ein. Das Fleisch in Frischhaltefolie einwickeln. Dann sollte alles ca. 2 Tage in das Fleisch einziehen.
Kistenbratl auf Kerntemperatur machen
Wer auf Nummer sicher gehen möchte und sich nicht auf seine Erfahrung verlässt, kann das mit einem Kerntemperatur-Thermometer erledigen. Die Kerntemperatur des Bratens sollte um die 80 Grad Celsius betragen.
Foto: grillportal.com